Real Assets
Real Assets: zunehmend beliebte Alternative für institutionelle Investoren
Institutionelle Investoren reagieren auf das andauernde Niedrigzinsumfeld mit Änderungen der strategischen Asset Allocation. Professionelle Anleger wie Pensionskassen, Versorgungswerke und Versicherungen haben laut Harold Keller, Head of Sales & Relationship Management bei der Société Générale Securities Services GmbH mittlerweile den Anteil von realen Vermögenswerten an ihren Gesamtportfolios auf zehn bis fünfzehn Prozent erhöht.
Laut der aktuellen „Real Assets-Studie 2020“ von Aviva Investors rechnen institutionelle Investoren zudem angesichts eines schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfelds mit einer Erhöhung ihrer Allokation in Real Assets-Anlagen. Die Studienergebnisse unterstrichen auch die zunehmende Bedeutung von ESG-Kriterien: Real Assets bieten demnach einen breiteren Nutzen bieten als finanzielle Erträge.
Real Assets: Definition
Real Assets gehören zu der Asset-Klasse der alternativen Anlagen. Zu den realen Vermögenswerten gehören alle Anlageklassen von Objekten, die man sehen und anfassen kann. Ein Vorteil ist, dass sie nicht derselben Volatilität ausgesetzt sind wie Financial Assets: Real Assets sind in der Regel negativ korreliert mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Viele sehen hier große Potenziale, um langfristige Erträge zu generieren. Andere weisen allerdings auch auf die natürliche Grenze von Real Assets trotz der vorhandenen Liquidität hin.
Real Assets: Beispiele
Beispiele für reale Vermögenswerte sind Infrastruktur-Investments, Immobilien sowie natürliche Ressourcen und Energie.
- Infrastruktur
Unter Infrastruktur-Investments versteht man unter anderem die Finanzierung von Projekten zum Aufbau, der Sanierung oder der Instandhaltung von Objekten aus den Bereichen Transport, öffentliche Versorgung, Kommunikation und soziale Infrastruktur.
Vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase sind Real-Assets besonders beliebt. Der Asset Manager MEAG hat 2019 660 Millionen Euro für seinen Infrastucture Debt Fund eingesammelt. In den regulierten Infrastruktur-Spezialfonds investieren vor allem Versicherungsunternehmen und Pensionskassen, zu zwei Dritteln aus Deutschland und einem Drittel aus dem übrigen Europa.
Für Benjamin Tingling, Institutional Portfolio Manager bei MFS, liegt der Vorteil von Infrastruktur-Investitionen darin, dass sie langfristig ausgerichtet sind. Der Bedarf an Straßen, Flughäfen oder auch der Stromversorgung sei vergleichsweise unabhängig vom Wirtschafswachstum. Die Anlagen würden zudem langfristig einen regelmäßigen Mittelzufluss bieten. Allerdings müssen die Risiken nach Einschätzung des Portfoliomanagers gut gesteuert werden. Demnach ist diese Asset-Klasse besonders regulatorischen und politischen Risiken ausgesetzt.
- Immobilien
Immobilien-Investments waren im letzten Jahr so gefragt wie nie. Mit einem Transaktionsvolumen von 84,5 Milliarden Euro hat der Immobilieninvestmentmarkt Deutschland 2019 laut dem Immobiliendienstleister CBRE ein neues Hoch erreicht. Auch Wohnimmobilien blieben eine attraktive Investmentkategorie, wie Wüest Partner Deutschland ermittelte. Das Ergebnis der vergleichenden Analyse von 20 westdeutschen Oberzentren: Aachen, Gießen, Kassel und Koblenz bieten derzeit attraktive Investmentchancen.
Institutionelle Anleger haben verschiedene Möglichkeiten, in Immobilien zu investieren: Kauf, Aktien, Anleihen, Fonds oder Crowdinvesting. Während Immobilien lange als rentable Geldanlage galten, finden laut Universal-Investment derzeit Anleger deutsche Immobilien zu teuer. 70,6 Prozent sahen Ende 2019 demnach für einzelne europäische Märkte eindeutig eine Blasengefahr.
- Natürliche Ressourcen und Energie
Neben Immobilien sind laut einer Umfrage von Aviva Investors Erneuerbare Energien besonders beliebt. Infrastruktur-Investments im Bereich erneuerbare Energien sowie Immobilien mit Mietverträgen von über 15 Jahren Laufzeit (Long Income-Immobilien) bieten Anlegern demnach mittel bis langfristig die besten relativen Renditemöglichkeiten im Real Assets-Universum.
Zu den Real Assets gehören auch Rohstoffe (Commodities). Die meisten Metalle waren 2019 laut Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH auf Jahressicht im Plus. Edelmetalle legten jeweils zweistellig zu: Silber gewann 15 Prozent und lag Ende Dezember 2019 bei 17,86 US-Dollar je Feinunze. Gold beendete das Jahr 2019 mit 1.517 US-Dollar, was einem Plus von 18,1 Prozent auf Jahressicht entspricht. Das Jahreshoch von 1.552 US-Dollar wurde im September 2019 erreicht.