Ein Herz für das Asset Management

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Oliver Postler ist seit 38 Jahren für die UniCredit Bank tätig. In dieser Zeit war er vor allem für die damalige Vereinsbank und spätere HypoVereinsbank (HVB) aktiv. Auf eine klassische Bankausbildung und ein Traineeprogramm folgten verschiedene Stationen im Vertrieb und zehn Jahre im Private Banking. „Dort war ich zuletzt für die Region neue Bundesländer mit Sitz in Dresden und Berlin verantwortlich“, sagt Postler. Als er 2007 das Angebot erhielt, CIO für die Vermögensverwaltung der HVB zu werden, kehrte er nach München zurück. „Das war total spannend, weil mich die neue Funktion vom generalistischen Blickwinkel eines Private Bankers zurückgebracht hat zum Asset Management, ich aber gleichzeitig weiter eng an unseren Kunden war.“

Dieser Aufgabe ging Postler bis 2019 nach. Seitdem ist er im Finance-Bereich der HypoVereinsbank tätig und verantwortet als CIO die Kapitalanlage zweier Einrichtungen für die bAV, den HVB Trust e. V. und den HVB Trust Pensionsfonds AG. Auch wenn beide Vehikel rechtlich eigenständig sind, laufen sie virtuell zusammen unter dem Namen „HVB Pension Fund“. Der HVB Trust e. V. (Trust) ist ein klassisches CTA für die treuhänderische Verwaltung des Vermögens für die Altersvorsorgeverpflichtungen nach IAS 19. Er existiert seit 2003. In diesem Konstrukt deckt die Bank vor allem die Pensionsverpflichtungen der aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter samt Neueinstellungen ab. Entsprechend erfährt der HVB Trust einen kontinuierlichen Geldzufluss. Dort verwalten Oliver Postler und sein zweiköpfiges Team die Planvermögen aller Altersversorgungs-, Altersteilzeit-, Auszahlplan- und Sabbatical-Ansprüche.

Quelle: dpn
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2009 gründete die Bank mit der HVB Trust Pensionsfonds AG (Pensionsfonds) eine ergänzende Versorgungseinrichtung. Alle Anteile werden vom Trust gehalten. Der Pensionsfonds verwaltet das Vermögen der Versorgungsempfänger und regelt die Auszahlung von deren Betriebsrenten. „Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, dann werden unregelmäßig Übertragungen der Assets und Liabilities vom Trust in den Pensionsfonds vorgenommen“, sagt Postler. Neben den beiden jüngeren Einrichtungen gibt es noch eine bereits 1888 gegründete Pensionskasse für die ehemaligen Beschäftigten der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Die Pensionskasse wurde im Jahr 1998 im Zuge der Fusion von Hypo- und Vereinsbank für Neueintritte geschlossen.

„Mein Herz schlägt für das Asset Management“

Oliver Postler freut sich, als Vorstand der Einrichtungen des HVB Pension Fund im Pension Asset Management tätig zu sein. „Mein Herz schlägt für das Asset Management. Das gilt auch für das gesamte Team. Gerade der Mix aus verpflichtungsorientiertem Investieren (LDI) und renditeorientierter Anlage (Return Seeking) mit dem breiten Spektrum der Anforderungen aus einer stringenten LDI-Umsetzung auf der einen Seite sowie auf der anderen Seite Aktien, illiquiden Assets wie beispielsweise Private Equity, Private Debt, Infrastructure Equity und Immobilien ist für uns extrem spannend, vielfältig und reizvoll.“ Die Kapitalanlage für die beiden bAV-Vehikel steuert das Team im Rahmen eines One-Plan-Konzepts, das die Bank so auch unter IAS 19 gesamthaft betrachten kann. Da die beiden Gesellschaften rechtlich eigenständig und verschieden sind, unterliegen sie unterschiedlichen Regulierungsvorschriften: Der HVB Trust Pensionsfonds steht unter BaFin-Regime, der HVB Trust e. V. ist nicht reguliert. Trotz dieser verschiedenen Vorschriften werden beide Vehikel in der Kapitalanlage überwiegend aus einer Hand gesteuert, wenngleich im Detail durchaus individuell.

Das macht es zugleich notwendig, die Kapitalanlage für beide Einrichtungen regelmäßig über Asset-Liability-Studien zu betrachten und zu modellieren. „Genau das haben wir in diesem Jahr angesichts des deutlich gestiegenen Zinsumfelds gemacht“, berichtet Postler. Der Vorteil für ihn bei der Steuerung der Anlagen ist, mit der Bank als Treugeberin im Hintergrund immer Zugriff auf Spezialistenwissen im eigenen Haus zu haben – sei es für Immobilien und Themen wie Gutachter, Finanzierung oder beim Risikomanagement. „Auch beim Aktien- und Credit-Research oder bei Zinsstrategien nutzen wir gerne das leistungsfähige hauseigene Research.“

Wichtig ist für den HVB Pension Fund auch das Zusammenspiel mit der Kapitalverwaltungsgesellschaft. Rund 90 Prozent der Vermögenswerte sind in zwei Masterfonds investiert, den einen für den Trust, den anderen für den Pensionsfonds. Darin steckt der Großteil der Assets, darunter sämtliche liquiden Investments und Private-Markets-Anlagen. Allein der Direktbestand an Immobilien ist derzeit über sechs Immobilien-Spezialfonds abgedeckt.

Assets über 4 Milliarden Euro

Über alle Vehikel inklusive der Pensionskasse hinweg halten die bAV-Vehikel der HypoVereinsbank auf der Asset-Seite ein Volumen von über 4 Milliarden Euro. Dem stehen auf der Liability-Seite knapp 4 Milliarden Euro gegenüber. Damit sind die Vehikel in der Summe leicht überdeckt – für Oliver Postler eine komfortable Situation. „Wir waren noch im Jahr 2021 im Underfunding, aber insbesondere durch den massiven Zinsanstieg sind wir in diesem Jahr aus IFRS-Sicht in ein Overfunding gelaufen.“

Der Zinsanstieg im Jahr 2022 löste vielfältige Effekte aus. Da ist aus Bilanzierungssicht des Trägerunternehmens (IFRS) zunächst die erfreuliche Entwicklung auf der Liability-Seite über den Rückgang des Barwerts der Verpflichtungen, zugleich damit einhergehend auf der Asset-Seite eine negative Entwicklung der Bonds. „Natürlich haben wir dort entsprechende Bewertungsrückgänge erfahren, aber das ist unser Hedging-Portfolio gegenüber den Liabilities“, so Postler. „Der Rückgang der Marktwerte bei den Anleihen wurde durch den Rückgang des Barwerts der Verpflichtungen weit überkompensiert. Auf der Return-Seeking-Seite haben wir mit Aktien, Private Markets und Immobilien trotz der Rückschläge im Aktienmarkt eine leicht positive Entwicklung gesehen. Auch in herausfordernden Marktsituationen haben wir an unserer Anlagestrategie und der strategischen Asset Allocation festgehalten“.

Zugleich hat der gestiegene Zins dem HVB Pension Fund strategisch neue Optionen eröffnet. So sieht Postler mittlerweile im Anleihebereich bessere Anlagemöglichkeiten. Anleihen sind wieder zurück. Risiko hat wieder einen Preis – eine Chance, die die Münchener auch gezielt nutzen. In der neuen ALM-Studie von 2022 haben sie aufgezeigt, wie sich das aktuelle Umfeld nutzen lässt, um den Gleichlauf von Assets zu Liabilities weiter zu erhöhen bei gleichzeitig verbesserten Renditeaussichten. Gleichzeitig will Postler mit seinem Team über den Return-Seeking-Teil des Portfolios die Chance nutzen, eine Extrarendite zu erzielen, um die Funding-Situation weiter zu verbessern. „Im Ergebnis haben wir das Rendite-Risiko-Profil unserer strategischen Asset Allocation weiter optimiert“, sagt der Banker. „Wir kommen für den HVB Pension Fund von einer bisherigen 60:40-Aufteilung von Bonds zu Return Seeking und gehen künftig auf zwei Drittel zu ein Drittel.“

Entsprechend hat das Team im letzten Quartal 2022 gezielt die Duration ausgebaut, um den Hedge gegenüber den Liabilities zu vergrößern. „Wir haben den Gleichlauf erhöht, um eine enge Korrelation auf der Zinsseite mit unseren Verpflichtungen zu erzielen, und den Vorteil der höheren Renditen genutzt“, beschreibt Postler. „Anleihen haben wieder eine deutlich bessere Ertragsperspektive. Wir sind damit auch ein gutes Stück weit stabiler nach vorne aufgestellt.“ Mit der leichten Erhöhung des Zinsanteils ging der Return-Seeking-Anteil zurück. Vor dem Umbau im Return-Seeking-Bereich setzten sich die rund 40 Prozent im Return Seeking aus 11 Prozent Aktien, 17 Prozent Private Markets und 12 Prozent Immobilien zusammen. Nach vorne blickend, werden Postler und sein Team einen Zielwert von 8 Prozent in liquiden Aktien haben. Der künftige Private-Markets-Anteil ist mit 16 Prozent relativ hoch angesetzt, während die Immobilienquote leicht auf 9 Prozent abschmelzen soll. „Bei Investoren mit einem langen Anlagehorizont wie uns bieten alternative Investments gewisse Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien, aber auch einen Diversifikationsbeitrag zu den klassischen Anlageformen“, unterstreicht Postler. „Deswegen werden wir Alternatives ausbauen und weiter in Private Equity, Debt und Infrastructure Equity investieren.“

Multipolare Welt

Im Hinblick auf den Kapitalmarkt erwartet Oliver Postler eine zunehmend multipolare Welt. „Wir kommen aus den Krisen gefühlt gar nicht mehr heraus“, analysiert der Vorstand. „Wir sind von einer Finanzmarktkrise in eine Gesundheitskrise samt Angebotskrise gelaufen, und der Krieg in der Ukraine verstärkt das Ganze noch. Die Herausforderungen für Investoren an den Märkten werden wahrscheinlich nicht weniger, sondern komplexer.“ Kurzfristig falle die allgemein erwartete Rezession möglicherweise nicht so stark aus wie befürchtet. „Aber ich rechne auch damit, dass die Erholungsbewegung nach hinten heraus nicht so stark ausfallen wird.“

Auf Sicht werden die Returns am Markt wohl unter dem langfristigen Durchschnitt liegen, so Postler. Die Lage helle sich dank der höheren Zinsen etwas auf. „Bei Aktien erwarte ich in den nächsten Jahren Renditen, die im einstelligen Bereich beim Wertzuwachs inklusive Dividenden liegen werden.“ Das spreche für ein breit aufgestelltes und gut diversifiziertes Investment, um die langfristige Leistungsfähigkeit des HVB Pension Fund sicherzustellen. Hinzu kommt als weitere Herausforderung ESG. „Nachhaltigkeit ist für uns eine Grundüberzeugung und steht nicht im Widerspruch zu unserer Anlagestrategie, sondern geht mit der langfristigen Leistungsfähigkeit unserer EbAV einher.“ Über ESG wolle die Pensionseinrichtung Schritt für Schritt einen eigenen Beitrag zur Transformation der Wirtschaft leisten. ESG wird daher vom Team als Chance betrachtet.

Für Teile der illiquiden Anlageklassen sieht Oliver Postler weiteres Korrekturpotential infolge des Zinsanstiegs. „Im Immobilienbereich werden die Multiplikatoren noch runtergehen.“ Zugleich wurden und werden im Wohnbereich viele Bauprojekte angesichts der Zinsentwicklung gestoppt. In der Konsequenz wird der Nachfrageüberhang im Mietwohnbereich gerade in den Ballungsregionen hoch bleiben. „Das könnte, gepaart mit steigenden Mieten, ein Stück weit den Rückgang auf der Multiplikatorseite ausgleichen.“ Auch in anderen Immobiliensegmenten rechnet der Banker mit Preiskorrekturen und neuen Chancen. „Die rasche Anpassung, wie wir sie bei Aktien gesehen haben, vollzieht sich naturgemäß bei Immobilien etwas langsamer und verzögert.“

Im Bereich Infrastructure beobachtet Postler eine Verschiebung des Fokus von Straßen, Häfen und Güterverkehr hin zu nachhaltiger Energie, Daten und Gesundheit. „Bei solchen Anlagen schwingen Impact Investing und die ESG-Kriterien immer mit, aber auch das Ziel einer Inflationsabsicherung“, sagt der Vorstand. „Wir kaufen keine Funds of Funds, sondern Single Funds in Zusammenarbeit mit einem externen Berater“, so Postler. „Über diese Vorgehensweise erarbeiten wir uns im Zeitverlauf auch auf der illiquiden Seite ein gut diversifiziertes Portfolio, das zu uns passt.“

ESG aus Überzeugung

Anfang 2020 begann der HVB Pension Fund, das gesamte Portfolio noch stärker in Richtung ESG umzubauen. Er arbeitet nur mit wenigen Ausschlusskriterien nach Unternehmenstätigkeit beziehungsweise Unternehmenspraxis wie beispielsweise Verstößen gegen UN Global Compact, um das Anlageuniversum nicht zu stark zu limitieren. „Wir wollen bewusst Transition ermöglichen“, so Postler. „Ebenso ist die ESG-Policy in den gesamten Investment-Prozess integriert. Dieser Nachhaltigkeitsanspruch steht in vollem Einklang mit dem Treugeberunternehmen.“

Der HVB Pension Fund will einen positiven Beitrag im Sinne der UN Sustainable Development Goals leisten, im Portfolio ein besseres ESG-Rating und eine Reduktion beim CO2-Footprint gegenüber Vergleichsindizes mit kontinuierlicher Verbesserung im Zeitverlauf erzielen. „Bei einzelnen Strategien haben wir uns bereits mit bis zu 80 Prozent CO2-Reduktion gegenüber 2019 verbessert“, sagt der Vorstand. „Der Weg dorthin war für uns ein spannender und intensiver Lernprozess, der sicher auch noch nicht abgeschlossen ist.“ Dabei haben die Verantwortlichen rasch festgestellt, dass ein One-size-fits-all-Ansatz über alle Asset-Klassen nicht optimal ist. Man muss ein Bond-Portfolio anders betrachten als zum Beispiel Aktien, Private Markets oder den Immobilienbestand. Das erfordert für die einzelnen Asset-Klassen in der konkreten Ausgestaltung ein individuelles Herangehen, was in der Summe aber auf das Gesamtziel einzahlen muss.

Selbst in einzelnen Segmenten wie beispielweise festverzinslichen Wertpapieren erfordert es ein differenziertes Vorgehen. Im hochgewichteten Anleihesegment gelang dies im Einklang mit den LDI-Zielen beispielsweise über den sukzessiven Tausch von klassischen Bonds in Green Bonds, Social Bonds oder Sustainability-linked Bonds. Bei Immobilien liegt die besondere Herausforderung im Bestand. So gab es mit den Investmentmanagern intensive Diskussionen, wie sich der Immobilienbestand unter ESG-Kriterien weiter ertüchtigen lässt. „Dabei sind wir in die ESG-Faktorenanalyse eingestiegen und haben ESG nach Unterfaktoren aufgegliedert, um das Optimierungspotential aufzudecken“, erläutert Postler. „Da geht relativ viel. Das führte bei uns aber auch zu dem Entschluss, das eine oder andere Objekt mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit zu verkaufen.“

Hedging-Quote verdoppeln

Die beiden Einrichtungen richten ihre Kapitalanlage relativ eng an den Verpflichtungen aus. In der alten Anlagestrategie von 2020 war noch ein Zielwert für die Hedging-Quote von rund 40 Prozent festgelegt. Angesichts des Zinsanstiegs im vergangenen Jahr haben Oliver Postler und sein Team in der neuen ALM-Studie von 2022 den Zielwert für das Hedging auf 80 Prozent verdoppelt. „Damit reduzieren wir die Funding-Volatilität unter IFRS aus Sicht des Trägerunternehmens deutlich“, erklärt der Banker. „Zugleich wird im Zusammenspiel mit dem Return-Seeking-Part die Ertragsperspektive optimiert, um das Funding mittel- bis langfristig zu stabilisieren oder sogar leicht zu steigern.“ Die wichtigsten Parameter sind dabei der Rechnungszins und die Langlebigkeit. Die Sterbetafeln, die der HVB Pension Fund verwendet, setzen eine deutlich höhere Lebenserwartung an, als es die Heubeck-Generationentafeln 2018 tun, und erweisen sich bislang im Zeitverlauf als sehr stabil. Zudem müssen die beiden Vehikel die Inflationskomponente in das ALM übersetzen. Im Rahmen der Ermittlung der Liabilities erfolgt eine aktuarielle Schätzung zur Inflation auf der Basis der mittel- und langfristigen Annahme zur Inflationsrate. „Angesichts des aktuellen Umfelds wurde der Annahmewert leicht auf 2,25 Prozent angehoben“, sagt der Vorstand. „Die kurzfristige Inflationserwartung im Markt hat zunächst einmal keinen Einfluss auf die Ermittlung des Barwerts der Verpflichtungen auf aktuarieller Seite.“

Inflationsklausel in Mietverträgen

Anders sieht es mit der realisierten In-flation bei den laufenden Rentenzahlungen aus. Hier nimmt der HVB Pension Fund regelmäßig Anpassungen mit Blick auf die Inflation vor. Manager Postler rechnet aktuell damit, dass die Anpassungen noch bis 2024 höher als der Erwartungswert der Inflation sein werden. „Dann würden die Ist-Anpassungen nochmals über den Aktuarsschätzungen liegen“, sagt der Banker. „Dadurch würde die Differenz die Liability-Seite zwar erhöhen, doch diese Summen sollten uns in einer aktuell sehr guten Funding-Situation nicht dramatisch treffen.“ Einen gewissen Schutz gegen Inflation bieten die realen Vermögenswerte im Return-Seeking-Bereich. „Ein Großteil unserer Immobilienanlagen profitiert von Inflationsklauseln in den Mietverträgen“, sagt Postler. „Private Debt ist eher short Duration und profitiert von steigenden Zinsen, die Cashflows bei Infrastructure sind meist an Inflation gekoppelt, und bei Aktien besteht in vielen Fällen auch eine gewisse Preissetzungsmöglichkeit.“

Credit-Komponente und Discount Rate

Neben diesen zentralen Komponenten des Risikomanagements setzt Postlers Team weitere Instrumente ein, um Risiken zu mindern. Dazu zählt die Credit-Komponente in der Discount Rate. Der HVB Pension Trust arbeitet dabei über ein Discount Curve Setting auf Basis eines Baskets mit AA EUR Corporates und Extrapolation über langlaufende Euro-Staatsanleihen. „Wir brauchen lange Durationen, das lässt sich jedoch nicht komplett über Swaps abbilden, weil wir damit nicht die Rendite erzielen würden, die wir brauchen“, sagt der Vorstand. Erforderlich ist also ein Mix aus allen verfügbaren Instrumenten. Dazu zählen Corporate Bonds im liquiden Bereich auch in Fremdwährung, jedoch hier währungs- und zinsgesichert, da es um die Credit-Komponente geht, sowie Staatsanleihen, SSA, Covered Bonds und Swaps.

Im Zuge des weiteren Ausbaus der Hedge Ratio verfolgen die beiden bAV-Einrichtungen nicht nur den Anspruch, das Basiszinsrisiko zu reduzieren, sondern auch die Credit-Komponente zu stärken. „Wir wollen die Corporate-Bond-Allokation erhöhen“, sagt Postler. „Für die Hedge Ratio haben wir uns bis zum Ende 2022 das Ziel von 80 Prozent auf der Zinsseite gesetzt.“ Auf der Credit-Seite soll der Ausbau sukzessive bis Mitte 2023 erfolgen. Der Plan geht einher mit der Erwartung einer Rezession im Euroraum. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Credit Spreads noch mal ein Stück weiter rauslaufen. Der Aufbau von Corporate Bonds soll daher sukzessive erfolgen in einem Umfeld, das möglicherweise noch einmal weitere Spreads aufweisen könnte.“

Governance-Struktur

Für die Kapitalanlage und das Risikomanagement gibt es eine robuste Governance. Oliver Postler und sein Team sind zuständig für die Implementierung der strategischen und taktischen Asset Allocation, Manager-Selektion, Festlegung der Anlagestrategien und Anlagerichtlinien, laufende Kontrolle und den Austausch mit den Managern. Daneben begleiten ein strategisches Investment Committee und – auf einer Ebene darunter – ein operatives Investment Committee aus der Bank heraus die Investment-Strategie. So definiert das strategische Investment Committee in Abstimmung mit den Vorständen der Vehikel die strategischen Anlageziele und den grundlegenden Rahmen der Asset-Struktur. Auf der Ebene darunter unterstützt das operative Investment Committee, wie die Bestückung der Asset-Klassen konkret aussehen soll. „Dort können wir auf die hohe Kompetenz und Erfahrung vieler Spezialisten der Bank zurückgreifen“, sagt Postler. Die finale Entscheidung über Anlagen liegt bei den Vorständen der Einrichtungen.

Die Entscheidungsprozesse laufen auch weiter über die beiden Masterfonds. Darunter kooperiert die Pensionseinrichtung mit verschiedenen Asset Managern, die auf einzelne Anlageklassen spezialisiert sind. Für jede Anlageklasse arbeitet der HVB Pension Fund jeweils mit mehreren Asset Managern zusammen. Die Parameter und Anlagerichtlinien für alle Manager pro Asset-Klasse sind weitgehend identisch, unterschiedlich ist hingegen die Umsetzung. So kooperieren die beiden bAV-Einrichtungen seit der Implementierung der LDI-Strategie mit Managern, die bewusst unterschiedliche Anlagestrategien und Anlageuniversen nutzen. Der Auswahlprozess für die Manager-Selektion dauerte mehrere Monate. Die Ansätze der verschiedenen Asset Manager gefiel insgesamt so gut, dass letztlich die Entscheidung für einen Mix, also eine Manager- und Strategiediversifikation, erfolgte.

Quelle: dpn
Quelle: dpn

Goran Culjak ist Redakteur bei dpn – Deutsche Pensions- & Investmentnachrichten. Davor arbeitete er bei PLATOW als Fachredakteur für Versicherung und Altersvorsorge und etablierte die Risikomanagementkonferenz. Der Diplom-Betriebswirt (FH) startete 2004 als Pressereferent bei Union Investment seine berufliche Laufbahn.

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