Was institutionelle Investoren vom Immobilienmarkt erwarten

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2023 war ein ohne Zweifel ein dramatisches Jahr für den Immobilienmarkt, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Eine Studie der European Association for Investors in Non-Listed Real Estate Vehicles (INREV), einem Branchenverband für institutionelle Immobilien-Investoren in Europa, unter rund 100 Asset-Managern verrät nun, wie sehr diese ihr Portfolio neu allokieren wollen – und warum hierzulande die größten Abschreibungen noch auf sich warten lassen könnten. Zentral steht dabei fest: Der Markt hat sich noch nicht vollumfänglich auf das gewandelte Rahmenumfeld aus Inflation und erhöhten Leitzinsen eingestellt.

Martin Lemke, Chairman bei INREV, erwartet, dass die Preisfindung dieses Jahr endet. Foto: Martin Lemke
Martin Lemke, Chairman bei INREV, erwartet, dass die Preisfindung dieses Jahr endet. Foto: Martin Lemke

Laut Daten der Bundesbank flossen 2023 mit 8,8 Milliarden Euro rund 40 Prozent weniger Nettomittel in offene deutsche Immobilienspezialfonds, als es noch 2022 der Fall war. Ein Investitionsklima, das sich auch in Gesamteuropa widerspiegelt. So steht für INREV-Chariman Martin Lemke fest: „Letztes Jahr war es noch nicht so dramatisch“. Für das zweite Halbjahr 2024 erwartet er hingegen belebtere Transaktionsmärkte.

Er geht jedoch davon aus, dass die Preisfindung am Immobilienmarkt in diesem Jahr ihr Ende finden wird. Derzeit wartet Kontinentaleuropa noch auf weitere Korrekturen bei den Preisen. Während in Großbritannien diese in 15 Monaten 22 Prozent betrugen, waren es auf dem Festland nur 14 Prozent.

 

Großbritannien und Deutschland sind am beliebtesten

Das weiterhin zurückhaltende Klima am Immobilienmarkt zeigt auch die INREV-Studie. So wollen 43 Prozent der europäischen Investoren ihre Immobilien-Investments reduzieren, nur 16 Prozent der Asset Manager nehmen die Gegenposition ein. Dabei sind global betrachtet die verwalteten Vermögen mit 10,6 Prozent zu 10,8 Prozent Zielvolumen leicht überallokiert.

Erwartete Zielmärkte der europäischen Investoren sind 2024 mit 56 Prozent überwiegend europäische Anlageobjekte, auf solche im asiatisch-pazifischen Raum entfallen nur 21 Prozent, ebenso viel ist es für US-amerikanische Objekte. Gewinner sind Großbritannien und Deutschland, die als liquide Märkte wieder das attraktivste Ziel für Investoren sind.

Onlinehandel treibt Logistikbranche voran

Dabei verschieben sich die Prioritäten für institutionelle Anleger teilweise maßgeblich. Größter Gewinner laut der Studie  ist in Europa der Bereich Wohnen. Mit 90 Prozent ist dies die beliebteste Asset-Klasse. Ein starker Gewinn, lag der Wert in der Vorjahresstudie nur bei 65 Prozent. Doch auch die Logistikbranche ist, nicht zuletzt getragen vom florierenden Onlinehandel, ein beliebtes Investitionsziel institutioneller Investoren. 87 Prozent gaben an, Industrie- und Logistikimmobilien zu bevorzugen, ein großer Sprung zum Vorjahr, als dieser Auffassung nicht mal die Hälfte der Befragten waren. „Diese Entwicklung kommt jetzt auch in Deutschland an“, so Lemke.

Quelle: Eigene Darstellung nach INREV
Quelle: Eigene Darstellung nach INREV

Dass Büros im Zuge der sich weiter verfestigenden Etablierung des Homeoffice nur noch für etwas mehr als die Hälfte interessant erscheinen, sieht Lemke hingegen kritisch. Zwar glaubt er nicht, dass trotz derzeitiger Bemühungen großer Banken, die Mitarbeiter ins Büro zurückzuzitieren, flächendeckend zu einer „Fünf-Tage-Woche im Büro“ zurückgekehrt werde. Doch sei er ein großer Fan der Bürokultur, die Anforderungen an die Immobilien änderten sich jedoch. Die Arbeitsflächen müssten nun „serviceorientierter“ und interaktiver gestaltet werden.

Quelle: Eigene Darstellung nach INREV.
Quelle: Eigene Darstellung nach INREV.

Über die einzelnen europäischen Anlageklassen hinweg lässt sich bei den institutionellen Anlegern eine größere Affinität fürs Risiko erkennen. Insbesondere Investoren aus dem asiatischen Raum zeigen hierfür eine große Risikobereitschaft, unter ihnen plant keiner Core-Investitionen. Und auch europäische Investoren geben zu knapp zwei Dritteln an, opportunistisch und wertsteigernd in europäische Märkte investieren zu wollen. Über alle Investoren hinweg fällt der Anteil der geplanten Core-Investitionen in Europa von 46 Przent in 2023 auf 21 Prozent in diesem Jahr.

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